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Leonardos Blumenvase und die kostbare Verletzlichkeit von Glas
Abstract Der Beitrag widmet sich der gläsernen Blumenvase, die Leonardo da Vinci (1452–1519) seiner Maria mit dem Kinde (Nelkenmadonna, um 1475) in der Münchner Alten Pinakothek beigegeben hat. Die Vase ist klein, sie steht am Bildrand im Schatten, und gleichwohl ist es dieses Detail, das Giorgio Vasari (1511–1574) in seiner Beschreibung, die mit großer Wahrscheinlichkeit diesem Bild galt, besonders hervorhebt. Leonardos Vase ist ein Phantasieprodukt, deren Leitmotiv offenbar die drohende Zerbrechlichkeit ist, als Verweis auf die Verletzlichkeit der dargestellten Heiligen Familienidylle. Der Beitrag führt zum einen die Erkenntnisse zur Entstehung und Bedeutung der venezianischen Renaissanceglaskunst um 1450 zusammen und zum anderen die Hinweise auf Leonardos Auseinandersetzung mit dem Material Glas. In seinen Schriften spielen Beschichtungen eine besondere Rolle, sowohl hauchdünnes Glas als Schutzschicht als auch Firnisse auf Glas. Vasaris Beobachtung von Tau auf der Vase in der Nelkenmadonna mag somit nicht allein einem Motiv der antiken Ekphrasis entstammen, sondern lässt tatsächlich eine Absicht von Leonardo erkennen, nämlich eine Oberfläche festzuhalten, die sich aufgrund ihrer Durchsichtigkeit und Dünnwandigkeit der Darstellung entzieht.
Keywords Leonardo da Vinci (1452–1519), Giorgio Vasari (1511–1574), Angelo Barovier (gest. circa 1460), Glaskunst in der Renaissance, 15. Jahrhundert