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Versicherheitlichung und reichsfürstliches Militärunternehmertum. Zum Verhältnis von Kaiser, Reich und Armierten im Pfälzischen Krieg (1688–1697)
Abstract Ausgangspunkt des Beitrags ist das im Rahmen der politikwissenschaftlichen Critical Security Studies entwickelte Konzept der »Versicherheitlichung« (Securitization), das vom Marburg-Gießener Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB-TRR) 138 » Dynamiken der Sicherheit« aufgegriffen und weiterentwickelt worden ist. Im ursprünglichen Sinn wird darunter eine kommunikative Strategie staatlicher Akteure verstanden, unter Verweis auf eine existentielle Sicherheitsbedrohung eine Überschreitung rechtlicher Normen zu legitimieren und durchzusetzen.
Zentrale These des Beitrags ist, dass eine solche Versicherheitlichung im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts wesentlich zur Entstehung einer neuen Gruppe militärunternehmerisch tätiger Reichsfürsten beigetragen hat. Als sogenannte Armierte gingen sie dazu über, größere Stehende Armeen zu unterhalten, wodurch sich ihre Fürstentümer zuweilen zu regelrechten Söldnerstaaten (mercenary states) entwickelten. Ein Faktor, der diese Praxis anfangs wesentlich begünstigte, war die mit dem Reichsrecht unvereinbare willkürliche kaiserliche Zuweisung von Truppenquartieren im Reich an die Armierten während der Reichskriege mit Ludwig XIV. Dieser Rechtsbruch wurde zunächst hingenommen, weil gerade zu Beginn des Pfälzischen Kriegs (1688–1697) die existentielle Gefährdung des Reichs durch die Aggression Ludwigs XIV. beschworen wurde – ein Vorgang, der als erfolgreiche Versicherheitlichung bezeichnet werden kann.
Keywords Heiliges Römisches Reich, Reichsfürsten, Römisch-deutsches Kaisertum, Politische Kommunikation, Ludwig XIV., Leopold I.