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Von der Erfindung des Binnenkolonialismus: Reformdiskurse der josefinischen Bürokratie im habsburgischen Galizien im ausgehenden 18. Jahrhundert
Abstract Die Eingliederung Galiziens in die Habsburgermonarchie im Rahmen der Ersten Teilung Polen-Litauens bedeutete einen eklatanten Bruch im Herrschaftsverständnis des Wiener Hofs. Um den Abgang vom dynastischen Staatsbildungsprozess zu kaschieren, wurde ein umfassender Legitimationsdiskurs auf den Weg gebracht, der von völkerrechtlichen Ableitungen über Kolonialmetaphern bis hin zu Zivilisierungsvorstellungen reichte und sich in Reiseberichten, Abhandlungen und Regierungsakten wiederfindet. Dieser Diskurs, der stark mit den durch den Kameralismus geprägten gesellschaftlichen Taxonomien zusammenhing, unterstützte insbesondere in der josefinischen Reformperiode (1780–1790) die Umwandlung der galizischen Gesellschaft, schlug danach jedoch viel stärker in ein restauratives Projekt um, in dem essentialistische Deutungen überwogen. Die galizischen Eliten reagierten auf die von den imperialen Zentren, insbesondere jedoch von Wien, ausgehenden Diskursen mit einer Eingliederung in den imperialen Diskurs, dessen Annahme zwecks eigener Stärkung und offenen Gegendiskursen zu den habsburgischen Konzepten.