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Das „andere Wissen“ und die Macht der „Zigeunerin“ im Spielfilm. Arkanum und Ambivalenz einer Projektionsfigur
Zusammenfassung Filme spiegeln weder die Realität wider noch müssen sie diese zwangsläufig verzerren. Vielmehr rahmen sie die Art und Weise, wie Menschen das Erlebte wahrnehmen und bewerten. Insofern bedarf jedes Bild einer sorgfältigen Interpretation. Oft bekommt das, was auf den ersten Blick sichtbar ist, im Laufe des Geschehens eine andere Bedeutung. Besonders wenn Stereotype auftauchen, muss der Betrachter deren Funktion beachten und prüfen, ob sie behauptet oder bestritten, ironisiert und dekonstruiert oder hervorgehoben und naturalisiert werden. Ausgehend von einer genauen Lektüre von Heinrich von Kleists berühmtem Roman Michael Kohlhaas (1810) analysiert dieser Artikel fünf Filme, in denen ‚Zigeuner‘ vorkommen: The Vagabond (1916), Carmen aka Gypsy Blood (1918), Golden Earring (1947), The Virgin and the Gypsy (1970) und Papusza (2013). Trotz ihrer offensichtlichen Unterschiede offenbaren diese Beispiele die Fähigkeit des Mediums Film, vorherrschende Klischees gleichzeitig zu bedienen und zu hinterfragen. Anstatt den „anderen“ abzuwerten, versuchen sie, „Anders-Sein“ mit Empathie darzustellen.