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Die „schöne Zigeunerin“. Ästhetische Strategien der Verklärung und Denunziation
Zusammenfassung „Ziganophilie“, der Gegenbegriff zu „Antiziganismus“, bezeichnet einen Komplex von durchweg positiv mit „Zigeunertum“ konnotierten Assoziationen. Dazu zählen neben dem Virtuosentum der Musiker und der Freiheit „hoch auf dem grünen Wagen“ (Thomas Mann) in erster Linie die Metapher von der „schönen Zigeunerin“, einem unverwüstlichen Stereotyp literarischer und bildkünstlerischer Darstellungen. Was jedoch auf den ersten Blick die Geltung des Antiziganismus zu relativieren scheint, erweist sich bei näherem Lesen als seine perfide Bekräftigung. Denn die Strategien bei der Begründung der außerordentlichen Schönheit der „Zigeunerinnen“ greifen tief in den Metaphernfundus des Exotismus: Das Betörende der Schönheit erweist sich als Kehrseite einer unaufhebbaren Orientierung an Natur, einer Verschwisterung mit dem Bösen und einer fatalen Neigung zur Auflösung der Geschlechtsnormen. Es ist eine fatale Schönheit, die in letzter Konsequenz den, der sich von ihr blenden lässt, ins Unglück stürzt.