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Die Türken als Träger islamischer Heilsgeschichte
Kollektive Selbstbilder in politisch dominierenden Milieus der gegenwärtigen Türkei
Abstract Rein historisch betrachtet ist der Islam zunächst eine arabische Angelegenheit. Auch in der synchronen Perspektive behält das arabische Element aufgrund des Umstands, dass als zentral behandelte Traditionen wie die Sunna und der Korantext auf Arabisch überliefert und eng auf die Ursprungszeit bezogen sind, trotz aller späteren sprachlichen und kulturellen Vielfalt in der islamischen Welt eine gewisse Hegemonialität. Dabei gerät allerdings bei klassisch-islamwissenschaftlichen Forschungsperspektiven gelegentlich in den Hintergrund, dass auch andere sprachlich-ethnische Gruppen ihren eigenen Beitrag selbstbewusst in die islamische Geschichte hineinschreiben, was deren arabische Ursprünge im heilsgeschichtlichen Ausblick bisweilen deutlich relativiert. Was Islam für eine Gruppe von Akteuren zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Geschichte bedeutet, ist nie abgeschlossen, sondern transformiert sich in Abhängigkeit von den jeweiligen Selbstbildern. Während die Aufmerksamkeit der Forschung heute häufig auf universalistisch-reformorientierten Strömungen wie dem Salafismus liegt, der ethnische Partikularismen im Rückbezug auf eine imaginierte muslimische Urgemeinschaft überwinden will, scheint auch der nationale Islam in der Türkei eine Renaissance zu erleben – und sich damit in ein größeres Bild zu fügen, nach dem an verschiedenen Orten in der heutigen Welt nationale Identitäten noch keineswegs ausgedient haben.
Keywords Türkei, Kollektive Identität, Heilsgeschichte, Cyberspace