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Veröffentlicht
„Balkan-Typen“. Bildpostkarten als inszenierte Momentaufnahmen des frühen 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung Die Postkartenserie „Balkan-Typen“ von Oscar Miehlmann zeigt stereotype Darstellungen des Balkans und als „Zigeuner“ bezeichneter Menschen im Ersten Weltkrieg. Die weit verbreitete Serie wird hier im Hinblick auf die Inszenierung des Balkans und die Instrumentalisierung der „Zigeuner“ als exotisches und sozialvoyeuristisches Motiv analysiert. Die Serie steht damit exemplarisch für eine Vielzahl anderer Repräsentationen im Massenmedium Bildpostkarte (zum Beispiel die mehreren Tausend Karten des Rom e. V. in Köln). Erst durch die Rekonstruktion der Serie wird erkennbar, wie sehr das „Zigeuner“- Motiv als pars pro toto für zivilisatorische ‚Rückständigkeit‘ und Fremdheit überrepräsentiert wird. Dadurch bringen sich die über die Postkarten Korrespondierenden in eine überlegene Rolle und der militärische Standort wandelt sich quasi zum touristischen Abenteuer. Die ästhetischen und ironischen Momente der Serie sowie der künstlerische Anspruch des Hamburger Fotografen können den dahinterliegenden offen rassistischen Diskurs gegenüber Balkan und Roma nicht kaschieren, sondern bestärken ihn vielmehr.