Zitationsvorschlag
Lizenz (Kapitel)
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International.
Identifier (Buch)
Veröffentlicht
The ‘Muslim Other’ in (Late) Medieval Latin Pilgrimage Reports
Origins, Differences, and Functions
Zusammenfassung Das Kapitel untersucht die Begegnung mit dem muslimischen ,Anderen‘ in lateinischen Pilgerberichten des 13. bis 15. Jahrhunderts. Es betrachtet die Bedeutung und Funktion von Äußerungen über Muslime und den Islam und zeigt, wie spätmittelalterliche Pilgertexte zu einem wichtigen Medium der Vermittlung von ,Wissen‘ über den Islam für ein breiteres Publikum wurden, indem sie Material aus verschiedenen islampolemischen Schriften übernahmen und der Beschreibung von Glaubensinhalten und kulturellen Praktiken anderer Religionsgruppen immer mehr Raum gaben. Die Autoren vermittelten negative Bilder von Muslimen und dem Propheten Mohammed vorrangig mit dem Ziel, christliche Identitäten zu stärken. Sie konstruierten das ,muslimische Andere‘ bewusst, um ein idealisiertes Bild des ,christlichen Selbst‘ zu skizzieren, die Überlegenheit des Christentums zu beweisen und sich als fromme christliche Pilger zu profilieren, die alle Hindernisse des religiösen Feindes überwinden. Im Rahmen der wechselseitigen Beziehung zwischen dem ,Selbst‘ und dem ,Anderen‘ wurden jedoch auch positive Bilder des ,muslimischen Anderen‘ eingesetzt, um den Rezipienten die eigene oder gesamtgesellschaftliche Sündhaftigkeit und Glaubensschwäche bewusst zu machen. Andererseits offenbaren manche Begegnungen zwischen dem ,Selbst‘ und dem ,Anderen‘ Einblicke in eine pragmatische Toleranz zwischen Muslimen und christlichen Pilgern über dogmatische Kulturgrenzen hinweg.