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Visual Linguistics: Plädoyer für ein neues Forschungsfeld
Abstract Diagramme spielen auch in der Linguistik eine große Rolle. Ob der Verständlichkeit, mit der Diagramme erstellt und verwendet werden, geht die Reflexion über die diagrammatische Praxis manchmal verloren. Der folgende Beitrag ist ein Plädoyer, diese Praxis aus drei unterschiedlichen Perspektiven zu befragen: Aus diagrammatischer, algorithmischer und wissensgeschichtlicher Perspektive. Dieses Programm einer „Visual Linguistics“ stellt Fragen nach dem Charakter von Diagrammen, dem Status von Diagrammen in Forschungsprozessen und insbesondere dazu, welchen Einfluss Digitalität auf die Visualisierung sprachlicher Phänomene ausübt. Schließlich kann mit Ludwik Fleck die diagrammatische Praxis in Beziehung zu wissenschaftlichen Denkstilen gesetzt werden. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ergeben sich fünf diagrammatische Grundformen, die bei der Visualisierung von sprachlichen Daten eine wichtige Rolle spielen: Liste, Karte, Partitur, Vektoren, Graph/Netz. Listen und Partituren werden im vorliegenden Beitrag ausführlich diskutiert und es wird gezeigt, welche Rolle sie bei der Gegenstandskonstitution in der Linguistik haben.