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Carsten Niebuhrs „Reise nach Arabien“ (1761–1767) und die Männlichkeit des Orient-Forschers
Abstract Der norddeutsche Mathematiker und Landvermesser Carsten Niebuhr (1733–1815) bereiste zwischen 1761 und 1767 mit einer Gruppe von Forschern im Auftrag des dänischen Königs die arabische Halbinsel und brachte von dort umfangreiche Forschungsergebnisse und -berichte zurück. Zudem verfasste Niebuhr, wie die meisten Forschungsreisenden der Frühen Neuzeit, nach seiner erfolgreichen Rückkehr einen umfangreichen Reisebericht in drei Bänden, der auch einem breiteren Publikum die Errungenschaften seiner Entdeckungen vor Augen führen sollte. Die seinem Bericht eingeschriebenen Männlichkeitsbilder werden im Beitrag vorgestellt, wobei die Frage zentral ist, wie diese zur autoritativen Selbstdarstellung des Forschungsreisenden und Gelehrten im 18. Jahrhundert beitragen konnten. Beginnend mit der Beschreibung der äußeren Erscheinung und der eigenen wie der Bekleidung der „fremden“, orientalischen Männer werden kulturelle Differenz und Praktiken zu deren (jedenfalls partiellen) Überwindung vorgestellt, die vor allem auf die Überwindung von äußeren und inneren Hindernissen zielen. Tatsächlich tritt aus dem Bericht eine (männliche) Forscherpersönlichkeit hervor, die sich vor allem durch Nüchternheit, Ausdauer und Furchtlosigkeit auszeichnet – und für die nicht zuletzt auch der nüchterne Schreibstil Niebuhrs Zeugnis ablegt. Ihr entgegengesetzt ist der hysterische und aggressive, häufig auch furchtsame „Pöbel“, aber auch die Angehörigen des weiblichen Geschlechts, die teilweise mit ersterem identisch sind und die in ihrer Sorglosigkeit, Dummheit, Albernheit und ihren vielen anderen Lastern eine deutlich konturierte Negativfolie für die nüchterne und heroische Männlichkeit des Forschungsreisenden abgeben.