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Visualisierte Emanzipation. Strategien medialer (Selbst-)Darstellung von Sinti und Roma in dokumentarischen Filmen
Zusammenfassung Der Aufsatz untersucht drei dokumentarische Filme, die sich kritisch mit dem gesellschaftlich verankerten Antiziganismus nach Ende des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzen. Die ausgewählten Fallbeispiele zeichnen sich im Besonderen dadurch aus, dass sie einzelnen Sinti und Roma, die den nationalsozialistischen Völkermord überlebt haben, eine öffentliche Stimme verleihen und als Gegenerzählungen zur staatlichen Verdrängung der Verbrechen gelesen werden können. Während die Reportage Der Fall Dr. Eva Justin (1963, Valentin und Irmgard Senger, Hessischer Rundfunk, 15 Min.) auf die personelle Kontinuität einer NS-Täterin im bundesrepublikanischen Verwaltungsapparat aufmerksam macht, klärt die Dokumentation Söhne des Windes (1973, Georges T. Paruvanani, Zweites Deutsches Fernsehen, 44 Min.) über die soziale Segregation und Benachteiligung von Sinti und Roma in Notwohngebieten mehrerer deutscher Städte auf. Unter den in den beiden Beiträgen zu Wort kommenden Minderheitsangehörigen befinden sich Pioniere der frühen Bürgerrechtsarbeit, über deren Wirken bislang nur wenig bekannt ist. Im Dokumentarfilm Das falsche Wort (1987, Katrin Seybold und Melanie Spitta, 85 Min.) steht schließlich eine Sinteza und Bürgerrechtsaktivistin hinter der Kamera und vollzieht einen vollständigen narrativen Bruch mit dominanzgesellschaftlichen Inszenierungen. Unter Heranziehung zusätzlichen Quellenmaterials verflicht die Autorin ihre Analyse des Visuellen mit der frühen Emanzipationsgeschichte deutscher Sinti und Roma.