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(In-)Visibilisierung der „Zigeuner“-Eigenschaft
Zusammenfassung Der Beitrag fragt nach den tieferen Ursachen für den besonderen Stellenwert, den der „Zigeuner“ in den Wissensdiskursen seit der Frühen Neuzeit einnimmt. Die Unsicherheit hinsichtlich der „Zigeuner“ Eigenschaft mit Blick auf Religion, Sprache oder Volkszugehörigkeit wird in expositorischen und künstlerischen Texten geradezu obsessiv thematisiert. Das Stigma „Zigeuner“ lebt von seiner Vagheit, von einem Oszillieren zwischen Visibilisierung und Invisibilisierung von Differenz. Es wird die These diskutiert, ob nicht gerade diese den „Zigeunern“ zugeschriebene Ambiguität dazu diente, die Grenzen des „Eigenen“ auszuhandeln: als Ressource für die Transformation kollektiver Identität jener, die sich in Abgrenzung zu den „Zigeunern“ entwarfen. In dieser Instrumentalisierung sieht die Autorin einen der Hauptgründe für den Antiziganismus, denn der beschriebene Mechanismus zieht für die als „Zigeuner“ Visibilisierten unweigerlich Exklusionseffekte nach sich. Der Kampf um die Wahrheit des Selbst wurde (und wird) auf Kosten der „Zigeuner“ ausgetragen. Der Modus dieser Funktionalisierung blieb über die Jahrhunderte erhalten und wandelte sich mit den jeweils diskutierten Identitätsentwürfen, dabei wurden immer neue Exklusionsgründe generiert. Dieser Dynamik entkommen am ehesten jene künstlerischen Bilder und Texte, die die Abgründigkeit des Spiels mit den Grenzen des „Eigenen“ erkennen und greifbar machen.
