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Mediale Metamorphosen
Zusammenfassung Der Beitrag widmet sich am Beispiel des Leitmotivs der verführerischen „Zigeunerin“ und ihres erotisch konnotierten Tanzes medialen Transformationsprozessen und deren Rolle für die antiziganistische Vorurteilsbildung. Mit der Anpassung dieses Motivs an neue Formen der Repräsentation wie Fotografie oder Film kommen veränderte Wirkmechanismen und spezielle ästhetische Prinzipien zum Tragen. Diese medialen Eigenlogiken bestimmten die Sichtbarkeit und die Inhalte der Bilder – damit aber auch ihre Bewertung und kulturelle Bedeutung – mit. Gleichzeitig kommt es zu Resonanzeffekten, da die unterschiedlichen medialen Formate auf vielschichtige Weise interagieren. Demnach gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Genese des Antiziganismus und der Entwicklung der Moderne samt ihrer technischen Innovationen: Nur mittels medialer Vervielfältigung können antiziganistische Stereotype gesellschaftlich wirksam werden. Am Beispiel der tanzenden „Zigeunerin“ wird deutlich, wie Motive oder Figuren aus der Literatur Eingang in visuelle Massenmedien finden und so Teil einer sich ausdifferenzierenden Bilder- und Unterhaltungsindustrie werden, einhergehend mit einem Prozess der Popularisierung oder Trivialisierung. Einen besonderen Fokus richtet der Beitrag auf den Film Großstadt-Zigeuner (1932) des Bauhaus-Künstlers László Moholy-Nagy. Der Autor erkennt eine Diskrepanz zwischen innovativer ästhetischer Form und dem Rückgriff auf stereotype Muster auf der Inhaltsebene.