Zitationsvorschlag

Margreiter, Philipp: Soldiers of Rome? Ein Forschungsnarrativ über die Haßleben-Leuna-Gruppe und dessen Entstehung, in Fafinski, Mateusz und Riemenschneider, Jakob (Hrsg.): The Past Through Narratology: New Approaches to Late Antiquity and the Early Middle Ages, Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2022 (Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Beihefte, Band 18), S. 181–204. https://doi.org/10.17885/heiup.921.c13623

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-96822-108-3 (PDF)
ISBN 978-3-96822-107-6 (Hardcover)

Veröffentlicht

12.05.2022

Autor/innen

Philipp Margreiter

Soldiers of Rome?

Ein Forschungsnarrativ über die Haßleben-Leuna-Gruppe und dessen Entstehung

Zusammenfassung Die archäologische Nachkriegsfor­schung in Deutschland verfolgt bis heute das Narrativ von germanischen Hilfstruppen, die im 3. Jahrhundert n. Chr. für die gallischen Kaiser gekämpft hätten und spä­ter in ihre ‚Heimat‘ zurückgekehrt seien. Die Soldaten dieser Hilfstruppen wurden lange Zeit in der archäolo­gischen Forschung mit den Bestatteten der sogenannten Haßleben-Leuna-Gruppe im heutigen Thüringen und Sachsen-Anhalt gleichgesetzt. Diese Prunkgräbergruppe zeichnet sich besonders durch reiche Artefakte vermeint­lich römischer oder nicht-römischer Herkunft aus. Sie kann daher Aufschluss über den Entstehungsprozess der nichtrömischen Eliten in dieser Region geben. Numisma­tische Funde innerhalb der Gräber (3. Jahrhundert n. Chr.) und die Tatsache, dass ingentia auxilia Germanorum, ‚Söld­ner‘, in der ‚Historia Augusta‘ (4./5. Jahrhundert n. Chr.) erwähnt werden, schienen diese These zu stützen. Neuere Untersuchungen zeigen allerdings, dass frühere und sogar noch zeitgenössische Archäologinnen und Archäologen die römischen Quellen ausgesprochen positivistisch be­werteten. Nachfolgende Historikerinnen und Historiker stützten sich auf diese Argumentation und unterlagen einem Zirkelschluss. Die ursprüngliche Annahme, die die Entstehung der elitären Grabhorizonte an das sogenann­te Gallische Sonderreich band, gilt heute allgemein als widerlegt. Es stellt sich somit die Frage, wie die moder­ne Forschung mit dem komplizierten und vielschichtigen Narrativ von römischen Grabausstattungen und den ver­meintlich ehemaligen römischen Soldaten in den Gräbern von Haßleben-Leuna umzugehen hat.