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The Semantisation of Space in Sulpicius Severus’ ‘Vita Sancti Martini’
Zusammenfassung Der Beitrag folgt einem noch relativ jungen Trend, moderne narratologische Analysekategorien auf spätantike hagiographische Texte anzuwenden, eine Textgattung, die in dieser Hinsicht bislang kaum untersucht wurde. Hierzu werden drei exemplarische Episoden aus der ,Vita Sancti Martini‘ des Sulpicius Severus einem raumnarratologischen close-reading unterzogen. Zunächst liegt der Fokus auf Sulpicius’ Bericht, wie Martin in den lebensfeindlichen Alpen einen Räuber zum Christentum bekehrt (Mart. 5, 4–6). Im Anschluss richtet sich der Blick auf eine Episode, in der der Protagonist mit einer heidnischen Begräbnisprozession konfrontiert wird (Mart. 12). Zuletzt folgt eine Analyse von Sulpicius’ Erzählung von einer Begegnung zwischen Martin und dem Teufel, der ihn in seiner kargen Mönchszelle in Versuchung führt (Mart. 24, 4–8).
Die Untersuchung basiert auf dem raumnarratologischen Model von Birgit Haupt und wird teilweise erweitert durch das raumsemantische Konzept von Jurij M. Lotman. Hierbei zeigt sich, dass der narrative Raum in Sulpicius’ hagiographischer Darstellung des Lebens des Heiligen Martin mehr ist als eine reine Hintergrundfolie, vor der die erzählten Ereignisse stattfinden. Vielmehr besitzt er seine eigene Semantik, die die Heiligkeit und Macht des asketischen und anachoretischen Helden hervorhebt, illustriert und letztlich sogar noch umfassender erscheinen lässt.