Zitationsvorschlag

Tuzzo, Sabina: The Erotic Dreams of Penelope (‘Epigr. Bob.’ 36 Sp.), in Fafinski, Mateusz und Riemenschneider, Jakob (Hrsg.): The Past Through Narratology: New Approaches to Late Antiquity and the Early Middle Ages, Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2022 (Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Beihefte, Band 18), S. 41–55. https://doi.org/10.17885/heiup.921.c13613

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-96822-108-3 (PDF)
ISBN 978-3-96822-107-6 (Hardcover)

Veröffentlicht

12.05.2022

Autor/innen

Sabina Tuzzo

The Erotic Dreams of Penelope (‘Epigr. Bob.’ 36 Sp.)

Zusammenfassung Die ,Epigrammata Bobiensia‘ sind eine Kollektion von Epigrammen, die vermutlich zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. geschrieben wurden. Nach der Erstveröffentlichung 1955 (Munari) und der Teubner’schen Ausgabe 1963 (Speyer) wurden sie erst 2016 von F. R. Nocchi neu ediert. Die vorliegende Analyse ist der Versuch, die vielfäl­tigen Probleme bei der Interpretation des Epigramms über Penelope (,Epigr. Bob.‘ 36 Sp.) zu lösen. Diese gesteht da­rin ihre Liebe zu einem mysteriösen Mann und bekennt freimütig, dass sie wegen der erzwungenen Keuschheit aufgrund der langen Abwesenheit ihres Mannes von eroti­schen Träumen heimgesucht wird, die sich zu unkontrol­lierbarer Leidenschaft verstärken.

Offensichtlich hat der Autor des Epigramms auf zwei unterschiedliche Narrative zu Schicksal und Charakter Penelopes reagiert: Neben der homerischen Tradition, welche die Heldin zu einem Vorbild für Keuschheit und Treue stilisiert, existiert eine zweite Erzählung, die unter anderem durch Pausanias, Herodot und Cicero überlie­fert ist. Hier ist Penelope eine schamlose Frau, die sich in Abwesenheit ihres Ehemannes neu verliebt und mit den herkömmlichen Vorstellungen einer treuen Ehefrau bricht. Dieser zweiten Tradition ist auch der anonyme Autor die­ses Epigramms zuzuordnen.