Zitationsvorschlag
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„Nemo alteri dicat convicia turpia inhonesta seu alia“
Die scholastische Streitkultur der Universitäten und die Humanisten
Zusammenfassung Der Beitrag skizziert, ausgehend vom „Erfurter Poetenstreit“ um 1513, die von zunehmender polemischer Zuspitzung geprägte Streitkultur an den deutschen Universitäten im Zeitalter des Humanismus. Die humanistische Invektive im akademischen Rahmen wird gedeutet als ein Instrument der Durchsetzung als soziale Gruppe in einer Umwelt, in welcher sich die Humanisten langsam „von Outsidern zu Insidern“ (Eckhard Bernstein) hocharbeiteten. Zur weiteren Einordnung dieser Befunde wird die Rolle des Streites und des Streitens in der scholastischen Wissenschaft diskutiert. In dieser stellte die disputatio eine zentrale Erkenntnis- und Kommunikationsform dar, welche jedoch durch Regeln und Rituale gebändigt wurde. Der Aufsatz schlägt den Bogen von Petrus Abaelardus (12. Jahrhundert), der vor Invektiven keineswegs zurückschreckte, zu den restriktiven normativen Bestimmungen zur Streitkultur an der spätmittelalterlichen Universität. Das scholastische Verbot polemischer Auseinandersetzungen sollte nicht zuletzt die Würde der Gelehrten und den Geltungsanspruch der von ihnen repräsentierten Wissenschaft sichern. Humanisten, die sich untereinander oder ihre scholastischen Kollegen beschimpften und lächerlich machten, setzten dieses gut eingespielte System einer schweren Belastung aus, bildeten damit aber zugleich einen Teil eines tieferliegenden Wandlungsprozesses der akademischen Lebensform insgesamt.