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Identifier (Buch)
Veröffentlicht
„Scherzi di donne ignude“
Agostino Carraccis ‚Nymphe, kleiner Satyr und Kind‘ als invektive Bildparodie im künstlerischen Wettstreit mit den michelangiolisti
Zusammenfassung In der Literatur und in der bildenden Kunst der Frühen Neuzeit bestehen Laszivität, Humanismus, Invektivität und soziale, politische sowie künstlerische Kritik nebeneinander. Es verwundert daher nicht, dass Agostino Carracci in seinem pornografischen Kupferstich ‚Nymphe, kleiner Satyr und Kind‘ eine spöttische Bildparodie gegen die Verehrer von Michelangelo Buonarroti schafft. Dadurch tritt Agostino mit den michelangiolisti in künstlerischen Wettstreit, um die Grundnormen ihrer Kunst sowie der Kunsttheorie von Giorgio Vasari schmähend herabzusetzen. Der Bologneser verwendet die Bildparodie als eine invektive Kommunikationsstrategie zur Konsensherstellung, zur Gruppenbildung und -ausgrenzung sowie zur Bloßstellung und Diskreditierung der Gegner. Mit dem Kupferstich ist daher eine markante Positionierung Agostinos innerhalb der italienischen Kunstszene in dem historischen Moment verbunden, in dem die Carracci ihre Malereireform in einem offenen, scharfen Konflikt mit den Prinzipien und den Vertretern des Manierismus durchsetzen.