Editorial

  • Lina Pranaitytė (Autor/in)
  • Christiane Wienand (Autor/in)

Abstract

Transkulturalität hat sich als Gegenpol zu der Auffassung entwickelt, dass 'Kultur' durch (geografische) Grenzen, nationale Trennungen oder eine Zentrum-Peripherie-Dichotomie definiert werden kann und hat stattdessen Prozesse des Austauschs, der Interaktion, der Komplexität und der Übersetzung in Vergangenheit und Gegenwart betont. Ein transkultureller Ansatz geht somit über die Ideen des Inter- oder Multikulturalismus hinaus und bietet eine Neukalibrierung der Perspektiven, eine selbstreflexive Verschiebung sowie eine Neubetrachtung der globalen Verflechtungen. Die Bedeutung von Transkulturalität als produktives Konzept für künftige Lehrkräfte wird besonders deutlich, wenn man z.B. die Arbeiten von Mary Louise Pratt berücksichtigt, die Klassenzimmer als "Kontaktzonen" definiert, d. h. als "soziale Räume, in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, aufeinanderprallen und sich miteinander auseinandersetzen, oft in einem höchst asymmetrischen Verhältnis von Herrschaft und Unterordnung" (Pratt, 1991, S. 34). Miteinander und voneinander zu lernen, kann daher eine gewisse Herausforderung für die eher traditionellen Machtverhältnisse darstellen, die in hierarchischen Klassenzimmern herrschen. Das Konzept der transkulturellen Bildungsräume bedeutet also, dass Lernen ohne Beeinträchtigung von Mensch, Ort oder Zeit möglich sein muss. In diesem Sinne sollte ein Fokus auf Transkulturalität in der Lehrerausbildung auf einer kritischen Auseinandersetzung mit ererbten historischen Verstrickungen, gegenwärtigen Machtunterschieden und einer hoffentlich gerechteren Zukunft beruhen. Die Anwendung einer transkulturellen Perspektive auf die Lehrerbildung kann uns dabei helfen, Diskurse über Rasse/Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Alter und (Un-)Fähigkeiten konstruktiv zu hinterfragen, Konzepte wie "normal" und "anders" in Frage zu stellen, globale Verflechtungen anzuerkennen und einen relationalen Ansatz für die sprachlichen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Aspekte unseres täglichen und beruflichen Lebens zu empfehlen. Darüber hinaus kann es Lehrerinnen und Lehrer in der Vor- und Weiterbildung auf ihrem Weg zu reflektierten, kultursensiblen und aufgeschlossenen Pädagoginnen und Pädagogen bestärken, die eine höchst anspruchsvolle Aufgabe für unsere Gesellschaft und ihre Zukunft erfüllen, nämlich Schüler:innen zu befähigen, die großen gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit kompetent anzugehen. Die hier versammelten Beiträge befassen sich mit verschiedenen Möglichkeiten, wie ein transkultureller Ansatz die Lehr- und Lernpraxis bereichern kann. Die Autorinnen und Autoren unterscheiden sich sowohl in ihren Stilen als auch in ihren Perspektiven erheblich, doch wir als Herausgeberinnen halten diese Vielfalt für ein angemessenes Spiegelbild des Hauptkonzepts dieser Sonderausgabe: In einer wahrhaft transkulturellen Weise zielt es darauf ab, Universitätsdozent:innen, Lehrkräfte in der Aus- und Weiterbildung, Lehrerausbilder:innen und Studierende in einer Debatte zusammenzubringen, die darauf abzielt, den Begriff der Transkulturalität auf Lernräume anzuwenden und über Wege nachzudenken, wie er die Lehrerausbildung fördern kann.

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Veröffentlicht
2023-03-23
Sprache
Englisch