Schönheit aus evolutionärer Sicht

  • Michael Wink (Author)
    Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie, Universität Heidelberg

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Abstract

Charles Darwin und Alfred Russel Wallace postulierten, dass sich die Merkmale aller Lebewesen durch Variabilität und „Natürliche Selektion“ herausbildeten. Damit können Evolutionsbiologen die meisten Anpassungen erklären. Ein Problem sind jedoch die farbenprächtigen Federkleider vieler Vogelmännchen und deren aufwändiges und auffälliges Balzverhalten. Denn dadurch werden sie auffällig für diverse Raubfeinde und diese Merkmale müssten auf den ersten Blick einen negativen Selektionswert besitzen. Darwin erkannte das Dilemma und nahm an, dass es neben der „Natürlichen Selektion“ auch eine sexuelle Selektion geben müsse. Danach wählen die Vogelweibchen jeweils die Männchen mit dem schönsten Federkleid, Gesang oder Balzverhalten. D. h. für Darwin war Schönheit ein Wert und Selektionsmerkmal für sich. Diese These wurde von Richard Prum 2017 wieder aufgegriffen. Die meisten Evolutionsbiologen bevorzugen dagegen eine Interpretation der evolutionären Anpassung: Danach sind Schönheitsmerkmale Luxus-Merkmale der Männchen, die den Weibchen als indirekte und ehrliche Fitness-Indikatoren dienen: Nur, wenn ein Männchen sich diesen kostspieligen Luxus leisten kann (Handicap-Prinzip) und dabei auch noch überlebt, dann sollte es gute Gene tragen und fit sein. Wenn ein Vogelweibchen daher ein besonders schönes und attraktives Männchen zum Partner wählt, hat es dadurch auch ein besonders fittes Männchen selektiert, so dass die gemeinsamen Nachkommen eine besonders gute Chance zum Überleben haben. Durch sexuelle Selektion bleiben daher die Handicap-Merkmale erhalten. Obwohl Schönheit sehr stark subjektiv beeinflusst ist, gibt es offenbar evolutionäre Grundlagen, nicht nur bei Vögeln, sondern vermutlich auch bei uns Menschen.

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Published
2019-08-01
Language
Deutsch
Academic discipline and sub-disciplines
Biologie, Ornithologie
Keywords
Biologie, Ornithologie, Vogelkunde, Evolution, Schönheit, Charles Darwin