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Menschliche und künstliche Intelligenz in der Medizin

  • Magnus von Knebel Doeberitz (Author)
    Abteilung für Angewandte Tumorbiologie, Universität Heidelberg

Abstract

Unter dem Begriff der Intelligenz, dem dieses Buch gewidmet ist, versteht man gemeinhin auch die Fähigkeit, aus der Beobachtung von Prozessen und ihren Folgen Rückschlüsse zu ziehen, um Fehler zu vermeiden und Positives zu erlernen. Das, was wir heute unter evidenzbasierter Medizin verstehen, ist nichts anderes, als auf der Basis gemachter Erfahrungen, die sich in publizierten und damit allgemein zugänglichen Daten manifestieren, Rückschlüsse auf das Wesen von Erkrankungen zu ziehen, um daraus logische Ansätze für deren Therapie abzuleiten. Dieser Prozess des wissenschaftlichen Verstehens von Erkrankungen setzt den gerichteten und logischen Umgang mit Information voraus. Dies betrifft sowohl die Informationsgewinnung als auch die Informationsbe- und verwertung. Und gerade in Letzterem liegt oft der Aspekt, der einen guten von einem weniger guten Arzt unterscheidet und für das Schicksal seiner Patienten von immenser Bedeutung sein kann. Das Verständnis der Pathophysiologie einer Erkrankung erlaubt es, Symptome richtig zu deuten, Rückschlüsse auf die Natur der Erkrankung zu ziehen, Voraussagen über den weiteren Krankheitsverlauf zu machen und natürlich auch eine wirksame Therapie zu empfehlen und anzuwenden. Das wesentliche Rohmaterial all dieser Prozesse sind Daten: Daten zu den Symptomen, die durch die Erkrankung hervorgerufen werden, Daten zur Anatomie und Physiologie, Daten zu biochemischen Prozessen und pathologischen Veränderungen, die sich makroskopisch oder mikroskopisch manifestieren, Daten zu Umwelteinflüssen, denen der Patient ausgesetzt war, wie beispielsweise Infektionen, bestimmten chemischen oder physikalischen Umweltbedingungen und nicht zuletzt Daten zur Genetik bzw. zum Genom des Patienten. Daher ist gerade die Medizin in allen ihren Ausprägungen seit alters einem intelligenten Denkprozess unterworfen, in dem eine Vielzahl von Daten erhoben, prozessiert und verarbeitet werden. Und somit reiht sich auch die Medizin im Informationszeitalter in den Prozess des Umbruchs ein, der durch die maschinelle Speicherung und Bearbeitung riesiger Datenmengen auf einmal möglich wurde.

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Deutsch