Minderheiten und Bürgerrechte in Europa
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Abstract
Der Beitrag beleuchtet den Zusammenhang zwischen Minderheitengeschichte und der Entwicklung von Bürgerrechten im 20. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde Europa durch mehrere Wellen der Immigration vom Auswanderungs- zum Einwanderungskontinent. Gleichzeitig leben hier seit Jahrhunderten autochthone Minderheiten, die in verschiedenen Regionen verwurzelt sind. Grenzziehungen zwischen Minderheiten und Mehrheiten verlaufen damit fließend. Gelingendes gesellschaftliches Zusammenleben lässt sich vor diesem Hintergrund vor allem an der Möglichkeit aller Bürger messen, gleichberechtigt teilzuhaben an Gesellschaft, Arbeit, Bildung und in der politischen Öffentlichkeit. Diese Inklusions- und Integrationserfordernisse wurden immer wieder von gesellschaftlichen Vorurteilen behindert. Als Reaktion hierauf bildeten sich in Europa zahlreiche Bürgerrechtsbewegungen, die vor allem gegen Rechtsverletzungen und Diskriminierungen seitens staatlicher Institutionen protestierten. Bei der partikularen Durchsetzung von als universalen Rechten spielten auch Minderheiten und ihre sich neu formierenden Institutionen eine zentrale Rolle. Die Entwicklung einer gleichzeitigen Ausweitung von Menschen- und Bürgerrechten und eines erstarkenden Rechtspopulismus in Europa wird im Rahmen der Präsentation im zeithistorischen Kontext nachgezeichnet. So soll sichtbar werden, dass Minderheitengeschichte nicht ein Teilbereich der historischen Erfahrung unserer Gesellschaften ist, sondern essentieller Bestandteil der „allgemeinen“ Geschichte.