Schulverpflegung zwischen gesundheitserzieherischer Programmatik und der Subversion des Alltags
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Abstract
Angesichts der auch hierzulande zunehmend diagnostizierten Fehlernährung der Bevölkerung erscheint Schule als besonders geeignetes Feld für die Gesundheitsförderung junger Menschen; einerseits durch gezielte Bildungsangebote zur Entwicklung von Ernährungswissen und -kompetenzen andererseits über die Schulverpflegung. Letztere wird als günstiger Ansatzpunkt verstanden, um Verhaltens- und Verhältnisprävention wirksam miteinander verbinden und junge Menschen ‚flächendeckend‘ erreichen zu können: Indem Schülerinnen und Schüler gesundes Essen erhalten, erlernen sie Regeln der gesunden Lebensführung und verinnerlichen diese. Vor dem Hintergrund dieser programmatischen Konstrukte werden im Folgenden Ergebnisse einer ethnografischen Studie vorgestellt. Sie zeichnet nach, wie Gesundheit diskursiv als normative Leitfigur des Schulessens fungiert und wie dieser Anspruch im Praxisalltag wirksam und verhandelt wird. Dabei wird einerseits das institutionelle Bemühen sichtbar, mit dem Schulessen Gesundheitsförderung unmittelbar zu realisieren, andererseits zeigt sich, dass Schülerinnen und Schüler nicht schlicht Objekte institutioneller Anliegen sind, sondern Subjekte, die sich den Raum des Schulessens eigenen Interessen entsprechend aneignen und gestalten.