Der gezähmte Apostel im Galaterbrief. Kanonisches framing zur Entschärfung eines alten Konflikts
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Abstract
Der Galaterbrief ist die am stärksten polemische Epistel aus der Feder des Apostels Paulus, in der Paulus sich in einem auch auf persönlicher Ebene ausgetragenen Konflikt bewegt, dort seine Position formuliert und sich mit Schärfe an seinen wohl judenchristlich geprägten Opponenten abarbeitet. Der Brief kursiert als Einzelschrift und mit ihm der ungelöste Konflikt und die polemische Note. In seiner Frontstellung als erster und damit exponierter Brief in der ersten bekannten frühchristlichen Schriftsammlung mit dem Anspruch kanonischer Geltung, der Bibel Marcions, wird diese Polemik Programm und gewinnt zudem eine antijüdische Schlagseite. Doch im Rahmen der für uns heute maßgeblichen „kanonischen Ausgabe“ des Neuen Testaments ist der Galaterbrief „gezähmt“: Er ist zwar Teil des Kanons (die entsprechenden Konflikte werden also nicht verschwiegen), aber er hat als vierter von vierzehn Paulusbriefen seine Frontstellung verloren und erscheint durch umgebende Leseanleitungen (beispielsweise aus der Apostelgeschichte) in versöhnlichem Licht. Damit ist die frühchristliche publizistische Behandlung des Galaterbriefes ein Beispiel für Konfliktentschärfung durch entsprechendes framing.
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