Entwicklungen in der Entwicklung – Fortwährende Veränderungen im Fluss der Organismenwelt
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Abstract
„Die reinste Anschauung der Dinge hat, wer sie vom Anbeginn her wachsen sieht“ (Aristoteles 384 v. Chr. – 322 v. Chr.). Dieser Erkenntnis folgend werden Beispiele aus dem Blütenbereich der Angiospermae (Blütenpflanzen) in dem vorliegenden Artikel vorgestellt. Ähnlich aussehende Strukturen, wie etwa die multistaminaten (aus vielen Staubgefäßen bestehenden) Androeceen in den Blüten unterschiedlicher Verwandtschaftsgruppen oder Blumenkronröhren, die insbesondere im oberen Stammbaumniveau zu finden sind, können sich auf vielfältige Weise entwickeln. Durch Vergleich verschieden alter Stadien machen sich die „individuellen“ Entwicklungsweisen beobachtbar; wir nennen sie Ontogenien. Demgegenüber sind Stammbäume nicht beobachtbare Rekonstruktionen der historischen Verwandtschaft von Lebewesen. Eine stammesgeschichtliche Entwicklung, die Phylogenie, ist also stets Theorie behaftet. Um die Plausibilität einer Stammbaumrekonstruktion zu erhöhen, bedient man sich der evolutionären Erkenntnis, d. h. wir können uns auf die (wiederum beobachtbaren) Faktoren der Evolution (Mutation, Rekombination, Migration, Isolation und Selektion) verlassen. Jede Veränderung in der Phylogenie macht sich in irgendeinem Entwicklungsstadium einer Ontogenie bemerkbar, letztlich durch eine genetische Veränderung verursacht. Zimmermann (1934) bringt in dem Begriff der Hologenie beide Entwicklungen zusammen: Hologenie ist eine Aneinanderreihung von (unzähligen) Ontogenien in einer Phylogenie.
Entwicklungen bedeuten Veränderungen und Bewegungen in einer bestimmten Zeiteinheit. Zum Teil können Entwicklungen unmittelbar in eine Funktion verwickelt sein. Beispiele finden sich sehr häufig in der Pollenportionierung, einem außerordentlich wichtigen ökonomischen Verhalten der Blüten im Umgang mit den Pollenkörnern. Die Mechanismen sind unterschiedlich. Entwicklungen, Veränderungen, Bewegungen sowohl des Lebewesens als auch in demselben und außerhalb seines Körpers, nämlich in den Ökosystemen, halten Alles im Fluss; panta rhei, Heraklit von Ephesos, etwa 500 v. Chr.