Falsche Propheten
Propaganda im politischen Theater der Moderne
Identifier (Artikel)
Abstract
In den 1920er-Jahren beschrieb der Soziologe Karl Mannheim ein Phänomen, das 100 Jahre später wieder hochaktuell ist: Eine gespaltene, politisch polarisierte Gesellschaft, in der Weltanschauungen zunehmend konträr gegeneinanderstehen, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass Konfliktpartner den Standpunkt des Gegners insgesamt entwerten, anstatt sich mit dessen Faktentreue auseinanderzusetzen. Das deutschsprachige politische Theater der Moderne war ein Medium solcher propagandistischer Zersetzungspraktiken, aber auch der kritischen Reflexion derartiger Strategien. Anhand von Propagandaszenen identifizieren Heidelberger Germanistinnen und Germanisten Strategien der literarischen Entlarvung, mit denen die Literatur bis heute an der Stabilisierung und Destabilisierung von Wissensansprüchen beteiligt ist.