Priesterinnen zwischen Tradition und Umbruch. Geschlechtergerechtigkeit im hinduistischen Indien
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Abstract
In der Indienforschung galt lange Zeit, dass nur Männer aus brahmanischen Kasten zum Vollzug von Ritualen mit Sanskrit-Liturgie berechtigt sind. Heutzutage ist deren Ausführung zumindest in Großstädten keine Männerdomäne mehr, wie neueste Untersuchungen der Heidelberger Indologie zeigen: Viele Frauen vollziehen als Priesterin- nen häusliche Rituale für Klienten. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass diese revo- lutionär erscheinende Veränderung der religiösen Landschaft des hinduistischen Indien keines- wegs linear mit größerer Geschlechtergerechtigkeit gleichzusetzen ist. Gleichberechtigung ist in diesem Fall keine absolute Größe, sondern sie ist relativ zu sehen: Denn die Priesterinnen stehen im Spannungsfeld von Feminismus, Traditionalis- mus, Hindu-Nationalismus und Kastenpolitik, was wiederum mit einer stärkeren Ausgrenzung bestimmter Frauen einhergeht.