Dies ist eine überholte Version, die am 2021-08-21 veröffentlicht wurde. Lesen Sie die aktuellste Version.

Entwicklung der Intelligenz im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Medien

  • Katajun Lindenberg (Autor/in)
    Institut für Psychologie, Goethe Universität Frankfurt
  • Ulrike Basten (Autor/in)
    Fachbereich Psychologie, Universität Koblenz-Landau

Abstract

Die psychologische Forschung beschäftigt sich zunehmend mit den Wechselwirkungen zwischen der Nutzung digitaler Spiele und der Intelligenzentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. In diesem Beitrag werden die Befunde der biologisch-psychologischen Kognitionsforschung zur Wirkung von Gaming auf Aufmerksamkeitsprozesse und exekutive Funktionen sowie die Befunde der klinisch-psychologischen Wissenschaft zu kognitiven Entwicklungseinbußen durch eine süchtige Videospielnutzung integriert. Für spezifische kognitive Fähigkeiten wie Verarbeitungsgeschwindigkeit, Aufmerksamkeitskontrolle und räumliche Kognition sind positive Effekte von Videospielen gut belegt. Medien-Multitasking dagegen wird mit schwächeren exekutiven Funktionen in Zusammenhang gebracht und beeinträchtigt die Leistung in parallel durchgeführten Aufgaben. Häufiges Gaming führt zu strukturellen Veränderungen im mesolimbischen Belohnungssystems, die sich auch bei Menschen mit einer süchtigen Videospielnutzung finden. Solche hirnstrukturellen Veränderungen werden mit einer Sensitivierung des Belohnungssystems und der Aufrechterhaltung süchtigen Computerspielverhaltens in Verbindung gebracht, das mit Entwicklungseinbußen und reduzierten akademischen Leistungen assoziiert ist. Zur Integration der Befunde aus den Bereich Kognition und Sucht wird ein Modell zur wechselseitigen Beeinflussung von Intelligenz und Mediennutzung vorgestellt, in dem Aufmerksamkeitskontrolle, Belohnungssensitivität sowie ein Entscheidungsprozess, der erwartete positive gegen mögliche negative Verhaltenskonsequenzen abwägt, als vermittelnde Faktoren postuliert werden. Wir nehmen an, dass eine hohe Belohnungssensitivität und niedrige Aufmerksamkeitskontrolle Risikofaktoren für ungünstiges Mediennutzungsverhalten darstellen, das unproduktives Medien-Multitasking, exzessives Gaming und süchtige Videospielnutzung sowie Leistungseinbußen aufgrund der Vernachlässigung anderer Lebensbereiche (Schule, Studium, Beruf) einschließt. Auf der anderen Seite stellen eine moderate Belohnungssensitivität sowie eine hohe Fähigkeit zur Aufmerksamkeitskontrolle Schutzfaktoren dar, die den zielgerichteten Einsatz digitaler Medien und die kontrollierte Nutzung begünstigen. Wir gehen davon aus, dass die Intelligenz eine wichtige Rolle für das individuelle Muster der Mediennutzung und ihre Folgen spielt.

Statistiken

loading

Veröffentlicht (Versionen)

Sprache
Deutsch