Heidelberger Jahrbücher Online https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo <p>In den <em>Heidelberger Jahrbüchern Online</em> soll der wissenschaftliche Geist und der geschichtliche Raum der Universität zur Darstellung gelangen. Die Heidelberger Jahrbücher, die im Auftrag der Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e.V. herausgegeben werden, beleuchten in jedem Band ein fachübergreifendes Thema aus unterschiedlichen Positionen. Ihr Ziel ist es, das Gespräch und den Kontakt der Wissenschaften an der Universität Heidelberg untereinander zu fördern.</p> de-DE <p>Dieser Beitrag wird unter folgender Creative Commons Licence publiziert <a title="für Details bitte klicken" href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/" target="_blank" rel="license noopener">(Please click on the icon for more details</a>):</p> <p><a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/" rel="license"><img style="border-width: 0;" src="http://i.creativecommons.org/l/by-nc-nd/4.0/88x31.png" alt="Creative Commons Lizenzvertrag"></a></p> <p>&nbsp;</p> joachim.funke@psychologie.uni-heidelberg.de (Joachim Funke) joachim.funke@psychologie.uni-heidelberg.de (Joachim Funke) Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 OJS 3.2.1.4 http://blogs.law.harvard.edu/tech/rss 60 Titel https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25072 Die Redaktion Copyright (c) 2024 Die Redaktion https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25072 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Inhaltsverzeichnis https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25073 Die Redaktion Copyright (c) 2024 Die Redaktion https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25073 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Vorwort https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25074 Michael Wink, Vera Nünning Copyright (c) 2024 Michael Wink, Vera Nünning https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25074 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Warum Prognosen einerseits wichtig sind und warum sie andererseits nicht wirklich helfen https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25075 <p>Der Blick in die Zukunft scheint wichtig. Prognosen werden in allen Lebensbereichen gestellt, es existiert ein hoher Bedarf, auch wenn viele Prognosen scheitern. Das erstaunlichste Phänomen jedoch: Es gibt eine ganze Anzahl an ernst zu nehmenden Prognosen, die kaum Konsequenzen haben. Am Beispiel der Klimaprognosen wird dies verdeutlicht: Obwohl Wissenschaftler seit Jahren auf die Gefahren des hohen CO2-Ausstoßes hinweisen, gibt es kaum Verhaltensänderungen. Scheren wir uns doch nicht um Prognosen? Ist der <em>Homo sapiens </em>gar ein <em>Homo ignorans</em>?</p> Joachim Funke, Lenelis Kruse Copyright (c) 2024 Joachim Funke, Lenelis Kruse https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25075 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Statistische Prognosemethoden – Top oder Flop? https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25076 <p>Das Ziel von statistischen Prognosetechniken besteht im Allgemeinen darin, basierend auf empirischen Daten zukünftige Entwicklungen vorherzusagen oder eine Auftrittswahrscheinlichkeit zu ermitteln für ein Ereignis, das in der Zukunft eintreten wird. Wichtige zukunftsträchtige Entscheidungen und Planungen – sei es in der Politik, in der Medizin oder in der Wirtschaft – stützen sich meist auf Prognosen. So kann beispielsweise in der Medizin aufgrund einer individuellen klinischen Diagnose, genetischer Informationen und anderer patientenspezifischer Daten eine Entscheidung darüber getroffen werden, welche Therapie den größten Nutzen verspricht; Epidemiologen entwickeln mathematische Modelle, um künftige Entwicklungen einer Pandemie unter diversen Modellszenarien vorherzusagen; Meteorologen erstellen mittels hochkomplexer Datenanalysen Vorhersagen und warnen, falls erforderlich, vor extremen Wetterereignissen. Prognosen können demnach sowohl für einzelne Individuen als auch für eine gesamte Population überlebenswichtig sein. Statistische Methoden erlauben es, basierend auf umfangreichem Datenmaterial unter Berücksichtigung diverser Einflussfaktoren Wahrscheinlichkeiten für künftige Ereignisse zu quantifizieren oder den wahrscheinlichsten Verlauf einer Entwicklung vorherzusagen. Irrtümer und Überraschungen sind dabei jedoch keineswegs ausgeschlossen. In diesem Beitrag wird anhand von Beispielen erläutert, welche statistischen Verfahren für Prognosen zur Verfügung stehen, welche Anforderungen dabei zu beachten sind und wie die Ergebnisse eines prognostischen Modells zu interpretieren sind. Schließlich wird der Frage nachgegangen, wie es zu Fehleinschätzungen kommt und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. </p> Christel Weiß Copyright (c) 2024 Christel Weiß https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25076 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Foresight statt Prognosen – gestalten statt vorherzusagen https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25077 <p>Prognosen sind „Aussage(n) über zukünftige Ereignisse, bes. zukünftige Werte ökonomischer Variablen, beruhend auf Beobachtungen aus der Vergangenheit und auf theoretisch fundierten objektiven Verfahren“ bzw. die Voraussage einer künftigen Entwicklung, künftiger Zustände oder des voraussichtlichen Verlaufs und werden häufig in den Wirtschaftswissenschaften genutzt. Sie werden entweder aus Annahmen oder Hochrechnungen aus der Vergangenheit abgeleitet oder nutzen Modelle, die Daten für eine Vorhersage beinhalten. Prognosen werden z. B. zur Vorhersage volkswirtschaftlicher Entwicklungen oder in der Bevölkerungsstatistik genutzt, aber auch für Einschätzungen zur Technologieentwicklung. Sie nutzen häufig wissenschaftliche Berechnungen, z. B. Wahrscheinlichkeitsrechnung, Statistik, und sind damit sehr konkrete Voraussagen, die Genauigkeit und Vorhersagbarkeit suggerieren. Prognosen sind jedoch in vielen Bereichen nicht möglich oder nur unzureichend, insbesondere, wenn weniger wahrscheinliche Entwicklungen mit betrachtet werden, oder solche, die in der Vergangenheit noch unbekannt waren und für die es bis dato keine ausreichenden Datenbestände gibt. Auf Vergangenheitsdaten beruhende Prognosen reichen daher nicht aus, um die Zukunft einschätzen oder gar gestalten zu können. Sie berechnen Veränderungen, auch von Menschen korrektiv vorgenommene Änderungen nicht ein. Die Prognosen und Berechnungen müssten verändert werden, wenn weitere Einflussfaktoren hinzukommen, z. B. Veränderungen der natürlichen Umgebung, politische Maßnahmen, ein Wandel der Bevölkerungsstruktur oder des Konsumverhaltens, was aber häufig nicht so einfach möglich ist. Um diese Faktoren immer wieder neu einzubeziehen, ist es erforderlich, den Möglichkeitsraum zu erkunden. Dafür nutzen wir <em>Foresight</em>-Methoden und Horizon Scanning in sehr unterschiedlicher Ausgestaltung. Diese können Prognosen – im Sinne von Annahmen über die Zukunft – beinhalten, sind aber keine festen Vorhersagen. Dieser Beitrag erläutert daher, was sich hinter dem Begriff „<em>Foresight</em>“ verbirgt, warum wir uns in Europa vom „<em>Forecasting</em>“ und von der Prognostik abgrenzen und welche Ziele <em>Foresight </em>verfolgt.</p> Kerstin Cuhls Copyright (c) 2024 Kerstin Cuhls https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25077 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Prognosen in Biologie und Umweltwissenschaften https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25078 <p>Wenn Naturwissenschaftler wissenschaftliche Prognosen machen, so beruhen diese meist auf begründeten und anerkannten Fakten. Sie nehmen an, dass zukünftige Entwicklungen so verlaufen wie vergangene. Dieses Vorgehen funktioniert, wenn die zukünftigen Entwicklungen linear oder geordnet verlaufen, versagen aber häufig bei sehr komplexen oder chaotischen Systemen. Die Hilfsmittel der Wissenschaft sind häufig Wahrscheinlichkeitsrechnung, Hochrechnungen oder Modellierungen, die heute auf sehr leistungsfähigen Rechnersystemen durchgeführt werden können. In diesem Review werden Beispiele von renommierten Wissenschaftlern geschildert, deren Prognosen sich bewahrheitet haben und anderen, die komplett daneben lagen, weil die Datenlage nicht eindeutig war oder weil Ergebnisse überinterpretiert wurden. Gute Vorhersagen und Hypothesen müssen überprüfbar, d. h. im Sinne von Karl Popper falsifizierbar sein. Stimmen experimentelle Prüfungen nicht mit einer Hypothese überein, so wird sie falsifiziert, verworfen und meist durch eine bessere ersetzt. An der Möglichkeit der grundsätzlichen Falsifizierbarkeit lassen sich wissenschaftlich nützliche Hypothesen und Prognosen erkennen und von manipulierten oder subjektiven Umfragen und Vorhersagen unterscheiden. </p> Michael Wink Copyright (c) 2024 Michael Wink https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25078 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Prognosen zum Insektenschwund und zum Veganismus im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25079 <p>Zahlreiche vergleichende Beobachtungen belegen zweifelsfrei, dass in vielen Gebieten auf unserem Globus ein signifikanter Schwund von Insekten und anderen Gliederfüßern (Arthropoden) sowohl auf der Ebene der Artenzahl als auch der Populationsgröße zu verzeichnen ist. Damit verbunden sind die bekannten katastrophalen Prognosen, sollte der Insekten/Arthropoden-Schwund weiter anhalten oder sich sogar beschleunigen. Neben der Bedeutung der Insekten im schwierig zu überschauenden Netz eines Ökosystems, wird in der vorliegenden Studie vor allem auf die möglichen Ursachen eingegangen und schließlich die Frage aufgeworfen, was die Gesellschaft, die Politik und jeder Einzelne von uns zur Schadensminderung bzw.<br />-vermeidung tun kann. Zu den Verursachern des Insektensterbens gehören vielfach Chemie-Konzerne, die beispielsweise durch teilweise auch für den Menschen gefährliche Zusatzstoffe u. a. das Getreide-Saatgut „versauen“. Als Reaktion setzt man mehr und mehr auf den Biologischen Landbau. Das ist sicherlich von großem Nutzen und könnte in Zukunft all unsere Nahrungsmittel gesünder auf den Markt bringen. Für „über das Ziel hinaus geschossen“ halten die beiden Autoren zwar einen konsequenten Veganismus, aber die Auswirkungen einiger sich aus ihm ergebende Prognosen, soweit sie auf soliden Fakten basieren, zeichnen sich schon heute ab. Zu den positiven Auswirkungen der Prognosen zählen die Einschränkung der Massentierhaltung und damit für die „Omnivoren“ eine Qualitätssteigerung bei der Fleischgewinnung. Die sich ergebenden gesundheitlichen Probleme sowie die Vernachlässigung des nicht zu unterschätzenden Kulturgutes „Speisen“ zählen beim „reinen“ Veganismus zu den negativen Prognosen.</p> Claudia Erbar, Peter Leins Copyright (c) 2024 Claudia Erbar, Peter Leins https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25079 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Genetisch-determinierte Prognose oder prognostisch-relevante Genetik? https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25080 <p>Die Humangenetik ist ein sehr junges medizinisches Fachgebiet. Dies ist begründet in den über lange Zeit limitierten Untersuchungsmöglichkeiten des Erbmaterials und daraus resultierend, dem begrenzten Wissen über genetische Ursachen von Erkrankungen. Jetzt jedoch, mit der (R)Evolution der Analysemethoden (Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierungsansätze) ist die Untersuchung des individuellen Erbmaterials für Patienten im Rahmen der Regelversorgung möglich. Das hat Auswirkungen auf nahezu alle medizinischen Fachbereiche. Nicht nur, dass wir heute Erkrankungen, die durch einzelne Genveränderungen verursacht werden, einen Namen geben können. Wir verstehen jetzt die komplexen Interaktionen von genetisch-determinierten Vulnerabilitäten bzw. Resilienzen und externen Faktoren immer besser. Ermöglichen nun die umfassenden und schnellen Analysemethoden, der enorme Zuwachs an zur Verfügung stehenden hochqualitativen klinisch-genetischen Daten und der explosionsartige Informationsgewinn eine bessere Prognoseabschätzung für Gesundheit und Krankheit? Ja und Nein. Für eine Vielzahl von genetischen Erkrankungen ist eine evidenzbasierte Prognoseabschätzung möglich, auch wenn in der Regel der konkrete Verlauf der Erkrankung für das einzelne Individuum nicht vorhergesagt werden kann. Erfreulich ist, dass mit zunehmender Kenntnis Krankheits-modifizierender genetischer und nicht-genetischer Faktoren unsere Prognoseabschätzung immer präziser wird.Für vorhersagende (prädiktive) genetische Untersuchungen an Gesunden ist die Einschätzung der Prognose schwieriger. Dabei spielt diese vorhersagende Untersuchung asymptomatischer Personen eine immer wichtiger werdende Rolle: zum Beispiel in der Testung hinsichtlich einer Anlageträgerschaft für bestimmte Erkrankungen oder in der Bestimmung von genetischen Risikofaktoren für Erkrankungen. Das Wissen über individuelle Erkrankungswahrscheinlichkeiten auf Grundlage eines genetischen Befundes bietet die einzigartige Möglichkeit der präventiven Anpassung des klinischen Managements. Hierdurch lässt sich die Prognose dieser Erkrankungen wesentlich beeinflussen. So umfasst das Spektrum klinischer Implikationen einer prädiktiven Testung unter anderem die Möglichkeit von risikoreduzierenden Operationen, die Aufnahme in intensivierte Früherkennungsprogramme sowie Lebensstilmodifikationen zur Vermeidung risikobehafteter Umweltfaktoren. Somit dient die Bestimmung einer genetischen Konstellation nicht nur einer reinen Prognoseabschätzung, sondern ist vielmehr von wesentlicher prognostischer Relevanz.</p> Sebastian Burkart, Maja Hempel Copyright (c) 2024 Sebastian Burkart, Maja Hempel https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25080 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Das Lebensende absehen – Prognosefindung als (palliativ-)medizinisches Erfordernis https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25081 <p>Gerade im Kontext inkurabler, fortschreitender Erkrankungen tritt die Frage nach der weiteren Prognose, zum Beispiel nach der verbleibenden Lebenszeitprognose, mit besonderer Dringlichkeit auf. „Wie viel Zeit habe ich noch?“, oder „Mit welchen Problemen und Belastungen muss ich im Rahmen dieser Erkrankung rechnen?“ sind dabei Fragen von Betroffenen, die nicht nur die existenzielle, allumfassende Dimension schwerer Erkrankungen verdeutlichen, sondern auch unmittelbar therapierelevante Auswirkungen haben („Macht diese Therapie noch Sinn, wenn das Lebensende sowieso absehbar ist?“). Dabei zeugt die Evidenz aus Studien davon, wie wenig valide medizinische Prognosefindung selbst in diagnostisch definierten Erkrankungssituationen gelingt (und wie unzureichend und unrealistisch vor allem die ärztliche Einschätzung hierzu ist) – dies umso mehr vor dem Hintergrund der<br />Entwicklungen der modernen Onkologie einerseits und der divergenten gesellschaftlichen Haltung gegenüber lebenserhaltenden und lebensbeendenden Maßnahmen andererseits. Selbst die prognostische Einschätzung, ob sich ein Mensch bereits in der unmittelbaren, unumkehrbaren Versterbesituation befindet oder nicht, beruht in hohem Maße auf subjektiven (und damit potenziell unterschiedlich wahrnehmbaren) Kriterien. Dieser Beitrag soll einerseits aus (palliativ-)medizinischer Perspektive die Notwendigkeit der medizinischen Prognosefindung, aber auch die damit verbundenen enormen Schwierigkeiten im medizinischen Kontext, verbunden mit weiteren gesellschaftlichen und sozialen Einflussfaktoren, darstellen, in dem Versuch, die letzte Lebensphase, ihre Erfordernisse, und die Probleme der dort zu treffenden Entscheidungen besser verstehbar zu machen. Darüber hinaus sollen alternative Bewertungskonzepte in schweren Erkrankungssituationen aufgezeigt werden, die einen positiveren, toleranteren Umgang mit prognostischer Unsicherheit ermöglichen könnten.</p> Bernd Alt-Epping Copyright (c) 2024 Bernd Alt-Epping https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25081 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Poliomyelits – Folgen fehlgeschlagener Prognosen bei der Ausrottung von Infektionskrankheiten https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25082 <p>Die Eradikation einer Infektionskrankheit bedeutet die weltweite Ausrottung eines Krankheitserregers. Dies ist der Menschheit bisher erst einmal gelungen: die Eradikation der Pocken konnte von der Weltgesundheitsorganisation nach einem zehnjährigen Programm im Jahre 1980 deklariert werden. Im Jahre 1988 begann die Weltgemeinschaft das Eradikations-Programm der Poliomyelitis / Kinderlähmung (GPEI). Seitdem wurde die Zahl der Polio-Fälle um über 99 % reduziert. Die ursprüngliche Prognose war allerdings, dass die Ausrottung aller Polioviren bereits im Jahre 2000 erreicht sein würde. Da sich dies als unrealistisch erwies, legte die GPEI immer wieder neue Fristen fest (zuletzt das Ende des Jahres 2023), diese konnten aber alle nicht eingehalten werden. Der Wildtyp des Poliovirus Typ 1 ist in Pakistan und Afghanistan nach wie vor endemisch und droht weiterhin, sich auf andere Länder auszubreiten. Darüber hinaus stellen sekundäre Epidemien, die durch zum Wildtyp zurück-mutierte oral applizierte Polioviren aus Impfstoffen verursacht werden, in vielen Ländern weiterhin ein großes Problem dar. Das Ziel der Polio Eradikation steht daher heute vor folgenden komplexen Herausforderungen: (1) Ablehnung oder Nicht-Durchführbarkeit der Impfprogramme in zahlreichen Ländern, insbesondere aufgrund von Krieg und Bürgerkrieg sowie humanitärer Katastrophen; (2) Übergang vom vertikalen Ausrottungsprogramm zu einer Integration der verbleibenden GPEI-Funktionen in nationale Gesundheitssysteme; (3) Globaler Wechsel von oraler Polio-Lebend-Impfung zu inaktivierter Polio-Impfung; (4) Vernichtung aller Laborbestände an Polioviren; (5) Kontrolle der Polio-Ausbreitung von Langzeitausscheidern; (6) Gewährleistung maximaler Sicherheit in Impfstoff-produzierenden Fabriken; (7) Verhinderung einer absichtlichen Verbreitung de-novo-synthetisierter Polioviren; und (8) Zunahme von Spendermüdigkeit, die durch aktuelle geopolitische Krisen noch verstärkt wird. Da sich alle Prognosen bisher als falsch erwiesen haben, erscheint es heute rationaler, GPEI zu beenden und stattdessen eine systematische und nachhaltige Polio-Bekämpfung im Rahmen einer global verbesserten allgemeinen Gesundheitsversorgung zu etablieren.</p> <p>Rahmen einer global verbesserten allgemeinen Gesundheitsversorgung zu etablieren.</p> Olaf Müller Copyright (c) 2024 Olaf Müller https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25082 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Geschichtswissenschaft und Zukunftsvorstellungen https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25083 <p>Der Beitrag fragt aus geschichtswissenschaftlicher Sicht nach der Bedeutung der Zukunft sowie nach der Funktion von Zukunftsvorstellungen als Quelle der Historiografie. Er umreißt dabei einerseits die historische Zukunftsforschung, deren Anfänge im Zweiten Weltkrieg liegen und deren Hochzeit in der westlichen Hemisphäre die 1950er und 1960er Jahre darstellen. Die Zukunftsforschung ist ein Disziplinen übergreifendes Arbeitsfeld, das sich insbesondere Fragen der Machbarkeit und Steuerung unterschiedlicher gesellschaftlicher Bereiche in der technisch-wissenschaftlich geprägten Moderne widmet. Der Beitrag hält überdies<br />fest, dass Geschichte im Rahmen linear verlaufender Zeit etwas ist, das Menschen aktiv mitgestalten bzw. überhaupt erst schaffen können. Durch die Verknüpfung mit einer linearen Zeitvorstellung überschneidet sich die Zukunft sowohl mit der vergangenen Zeit als auch mit der Gegenwart. Anhand eines Fallbeispiels wird gezeigt, wie stark sich Vorstellungen von einer „Welt in 100 Jahren“ in unterschiedlichen historischen Kontexten voneinander unterscheiden (hier konkret zu Beginn des 20. sowie des 21. Jahrhunderts) und wie sich diese Unterschiede produktiv in die Arbeit von Historiker*innen integrieren lassen. Als Quellen hierfür dienen ausgewählte Artikel zu den Stichworten „Krieg“ und „Frieden“ aus dem 1910 erschienenen Band Die Welt in 100 Jahren sowie aus dessen Remake bzw. Update, 2112 – die Welt in 100 Jahren von 2012. Der Beitrag zeigt exemplarisch zeitgenössische Erwartungshorizonte auf und zeichnet nach, wie offen und unter welchen herrschenden Mentalitäten die Zeit zwischen Gegenwart und der Verwirklichung möglicher Zukünfte vermessen wird. Er steht damit auch im übergeordneten Zusammenhang von allgemeineren Fragestellungen, die unsere modernen, sich stetig und in immer rascherem Tempo wandelnden Gesellschaften betreffen. Diese zeichnen sich nicht zuletzt durch Offenheit und damit die Möglichkeit des Eintretens überraschender Ereignisse aus und setzen dabei in hohem Maße auf eine Anpassungsfähigkeit ihrer Bürger*innen an mögliche Zukünfte. </p> Cord Arendes Copyright (c) 2024 Cord Arendes https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25083 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Chinas spektakuläre Zahlen – von Prognosen, Dichotomien und Erkenntnissen über uns selbst https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25084 <p>Prognosen über die weitere politische und ökonomische Entwicklung kennzeichnen die letzten Jahrzehnte der wissenschaftlichen und öffentlichen Auseinandersetzung mit der Volkrepublik China. Der nachstehende Artikel zeigt exemplarisch einige zentrale Vorhersagen auf und legt dar, warum sich diese oftmals als unzutreffend erwiesen haben. </p> Anja Senz, Zhu Yi Copyright (c) 2024 Anja Senz, Zhu Yi https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25084 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100 Grenzen der Inflationsprognosen der EZB https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25085 <p>Prognosen spielen für die Geldpolitik eine bedeutende Rolle. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Entscheidung, die Leitzinsen am 6. Juni 2024 zu senken, unter anderem mit ihrer mittelfristigen Inflationsprognose begründet. In diesem Artikel diskutieren wir, warum diese Argumentation problematisch ist. Auf der Grundlage empirischer Evidenz argumentieren wir, dass die Inflationsprognosen der EZB für Prognosehorizonte von mehr als einem Jahr nicht informativ sind. Die EZB sollte diese Erkenntnis bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik berücksichtigen.</p> Christian Conrad, Zeno Enders Copyright (c) 2024 Christian Conrad, Zeno Enders https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/hdjbo/article/view/25085 Thu, 12 Dec 2024 00:00:00 +0100