Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa. Hof – Oper – Architektur
27 Feb 2020
DOI: 10.17885/heiup.469
Vorwort
Der Begriff des höfischen Musiktheaters umfasst verschiedene Dinge. Es bezeichnet zum einen unterschiedliche Arten theatraler Aufführungen, es kann sich aber zum anderen auch um Architekturen handeln, die errichtet wurden, um derartigen Aufführungen einen angemessenen baulichen Rahmen zu geben. Die hier versammelten Beiträge widmen sich vorwiegend diesen beiden Aspekten. Sie gehen auf eine interdisziplinäre Tagung zurück, die vom 27. bis 29. Oktober 2016 in Gotha auf Schloss Friedenstein stattfand. Daher sei zu Beginn den Beiträgern dieses Bandes gedankt. Erst ihre Arbeit hat die Tagung und im Anschluss diesen Band möglich gemacht. Zu danken ist aber auch den Veranstaltern: dem Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur, von dem die Initiative zur Tagung ausging und in dessen Schriftenreihe die Tagungsakten jetzt erscheinen, ferner dem Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dem Institut für Musikwissenschaft der Universität des Saarlandes, dem Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, in deren Räumen wir tagen durften. Es war eine Tagung am historischen Ort – der Genius Loci hat uns dabei alle beflügelt. Großer Dank geht natürlich auch an unseren Förderer: die Fritz Thyssen Stiftung. Ohne ihre Finanzierung hätten weder die Tagung stattfinden noch dieser Band erscheinen können. Schließlich danken wir allen, die durch ihr Engagement zum Gelingen der Tagung und dieses Bandes beigetragen haben, so ganz besonders den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Schloss Friedenstein sowie namentlich Martin Eberle, Stephan Hoppe, Matthias Müller, Ulf Scharrer und Sandra Seeber.
Musiktheatrale Inszenierungsformen stellten in der Frühen Neuzeit oft ein höfisches Phänomen dar. Ziel der Tagung und der verschiedenen Beiträge dieses Konferenzbandes ist es, das Musiktheater im höfischen Raum in der geographisch-historischen und sozialen Dimension des frühneuzeitlichen Europa facettenreich vor Augen zu führen. Der Zugang erfolgt aus einer interdisziplinären Perspektive, denn das Musiktheater, seine szenische Aufführungsform und die Architektur im höfischen Kontext fordern dies ein.
Dieser Band ist in fünf Teile untergliedert. An den Anfang sind drei einführende Texte von Heiko Laß und Margret Scharrer, Susanne Rode-Breymann und Matthias Müller gestellt; sie stecken sozusagen den Rahmen ab und eröffnen das Panorama. Mit Roswitha Jacobsen betreten wir den Gothaer Raum, ihr Beitrag befasst sich mit einem spezifischen Gothaer Thema, dem Singspiel Die unveränderte treue Ehegattin Penelope, das am Hof Friedrichs I. in Szene ging. Der zweite Abschnitt widmet sich der Architektur des höfischen Musiktheaters und seiner spezifischen Nutzung. Die Technik des höfischen Musiktheaters wird in einem dritten Block thematisiert, während sich ein vierter mit der Aufführungsgeschichte und -praxis verschiedener europäischer Beispiele sowie der latenten herrscherlichen Präsenz und Idealvorstellung im Musiktheater auseinandersetzt. Zuletzt werden Beiträge präsentiert, die sich tänzerischen Aspekten bzw. dem französischen Musiktheater widmen. In einem eigenen Aufsatz im Anschluss an die wissenschaftlichen Beiträge wird unser Tagungsort ausführlich vorgestellt. Dort ist auch das Programm der Tagung wiedergegeben.
Heiko Laß und Margret Scharrer
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Margret Scharrer
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Text © 2020 by the authors.
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Editor
Margret Scharrer
Editor
Heiko Laß
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Matthias Müller
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Heiko Laß
Heiko Laß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. Er studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Philipps-Universität Marburg und wurde mit einer Arbeit über Jagd- und Lustschlösser in Thüringen in der Frühen Neuzeit in Aachen promoviert. Er hat zahlreiche Tagungen zur frühneuzeitlichen Hofkultur durchgeführt, mehrere Ausstellungen kuratiert und zahlreiche Aufsätze und Bücher vornehmlich zur höfischen Jagd sowie zum Schloss- und Residenzbau vorgelegt.
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Margret Scharrer
Margret Scharrer ist Postdoc-Assistentin am Institut für Musikwissenschaft der Universität Bern bei dem SNF-Projekt Der Klang der Macht: Klanglichkeit als intermediale Kategorie höfischer Festrituale in interkultureller Perspektive im 15.–17. Jahrhundert. Sie studierte Musikwissenschaft, Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Université Charles de Gaulle in Lille und der Université Paris-Sorbonne. 2011 erfolgte die Promotion an der MLU Halle-Wittenberg mit einer Arbeit Zur Rezeption des französischen Musiktheaters an deutschen Residenzen im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert. Zwischen 2012 und 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftrage am Institut für Musikwissenschaft der Universität des Saarlandes. Forschungsschwerpunkte: höfische Musik des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit, französische Musik, Musiktheater im 17. und 18. Jahrhundert, Musikerreisen und Musiktransfer (auch über europäische Kontexte hinaus).