6.0 Sprachnormierung und Sprachkritik im Italienischen

  • Edgar Radtke (Autor/in)
  • Luisa Larsen (Autor/in)

Abstract

Der Terminus ›Sprachnormenkritik‹ ist der italienischen Wissenschaftstradition völlig fremd und damit eigentlich unübersetzbar. In Bezug auf die wörtliche Übersetzung „critica delle norme linguistiche“ wird auch der Ausdruck „riflessioni sulla lingua“ vorgeschlagen. In der diachronen Perspektive war die Normenfragestellung des Italienischen mehrmals durch die sogenannte „questione della lingua“ in Angriff genommen worden. Solche mit dem Terminus Sprachnormenkritik verbundenen Fragenstellungen wurden von Puristen des Risorgimentos auch im Vorgriff auf die politische Einigung Italiens gestellt. Vor kurzem ist ein anderer wichtiger Beitrag der Accademia della Crusca im Rahmen des Bulletins „La Crusca per voi“ erschienen. Die neuesten Beiträge zu den „riflessioni sulla lingua“ heben einen progressiven Abbau des Polymorphismus in der Schriftsprache hervor, der in die Integration sprechsprachlicher Elemente in den Standard (mit einer zunehmenden Stärkung der Informalität der Sprache) und in die Regression eines monozentrischen toskanischen Modells mündet. Die Etablierung von neuen Formen geschieht in verschiedenen Kanälen: Identitätszuschreibung der Italianità im Zusammenhang mit der Toskaniesierung, Purismus in Bezug auf Fremdwörter, die sprachliche-legislative Rolle des Faschismus, die Rolle der Schulinstitutionen in der „educazione linguistica“ seit 1969 sowie die Rolle der Massenmedien für die Verbreitung des informellen Sprachgebrauchs.

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Veröffentlicht
2017-12-06
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachnormenkritik, Spracherziehung, questione della lingua, Standardisierung, Purismus, Polymorphismus, Toskanisierung, Accademia della Crusca, Massenmedien